14.04.2021

Kommunikation mit der Hausbank aktiv angehen

Die Corona-Pandemie wird das Kreditrating von Unternehmen nach dem Jahresabschluss 2020 signifikant verschlechtern. Zu dieser Einschätzung kommen 86 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage des Bundesverbands „Die KMU-Berater“ unter deutschen Kreditinstituten. „Die Banken rechnen damit, dass der Jahresabschluss 2020 Verluste aufdeckt, die das Eigenkapital verschlechtern und die künftige Kapitaldienstfähigkeit reduzieren“, erläutert Thomas Schader, Leiter der Fachgruppe Sanierung. Ein besonderes Augenmerk legen die Kreditinstitute darauf, ob Unternehmen pandemiebedingte Verluste mit Liquiditätshilfen der Bundesregierung refinanziert haben, die mittelfristig zurückgezahlt werden müssen. Abhängig von der Höhe der Verluste kann auch eine Restrukturierung des Unternehmens erforderlich sein.

Aufgabe von Unternehmen mit Bankkrediten sei nun, erstens die wirtschaftliche Situation nüchtern und selbstkritisch zu bewerten sowie zweitens Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen, die die eigene Zukunftsfähigkeit sichern, rät Schader. Nur so sei es kleinen und mittelgroßen Unternehmen möglich, rechtzeitig die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Auf Grundlage des Jahresabschlusses könne man Fehlentwicklungen zielgenau gegensteuern und Kreditgebern die geforderten aktuellen Informationen liefern. Dabei kommt dem Jahresabschluss 2020 eine entscheidende Bedeutung zu. Die Frage, wie wichtig er für kommende Kreditentscheidungen mit Blick auf die Corona-Auswirkungen ist, beantworten 76,1 Prozent der Umfrageteilnehmer mit „wichtig“ oder sogar „unabdingbar/zwingend“.

Für Unternehmen heißt das: sie müssen den Jahresabschluss 2020 spätestens im April dieses Jahres erstellen. Es sei ratsam, bald anzufangen, zumal bei den Steuerberatern ein Engpass droht. Zum einen sind viele Steuerkanzleien derzeit stark gefordert mit den Antragstellungen für Corona-Hilfen. Zum anderen haben viele Unternehmen selbst den Jahresabschluss 2019 noch nicht erstellt. „Hierfür wurde die Frist von Ende Februar bis 30. August 2021 verlängert. Aber dennoch gilt: Wer diese Mammutaufgabe bewältigen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu seiner Bank erhalten will, muss jetzt anpacken“, so KMU-Experte Schader.

Auf die Frage, wie die Banken auf schlechtere Ratings reagieren würden, antworteten 83,2 Prozent mit höheren Anforderungen an das Reporting, 72,6 Prozent mit Nachbesicherung bestehender Engagements, 67,3 Prozent mit Preiserhöhungen und 55,8 Prozent damit, keine neuen Kredite zu vergeben. Eine Mehrfachauswahl war möglich. Der KMU-Beraterverband rät zu folgenden Ansatzpunkten:

  • Kommunikation mit der Hausbank aktiv angehen. Hohes Augenmerk auf Professionalität im Umgang mit der Bank richten.
  • Betriebswirtschaftliche Unterlagen rasch und aussagekräftig erstellen. Am besten in Form einer „qualifizierten“ Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) auf Basis eines funktionierenden Rechnungswesens.
  • Frühwarnsystem installieren durch Einsatz von Controlling-Instrumenten (z.B. Ertrags- und Liquiditätsplanungen), um Risiken früh zu erkennen und gegensteuern zu können.
  • Das eigene Geschäftsmodell kritisch auf seine Zukunftsfähigkeit überprüfen und ggf. konkrete Maßnahmen zu seiner Weiterentwicklung ergreifen.

 

Ihr Ansprechpartner:
Dr. Stefan Hirschmann
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