23.11.2023

Deutsche Bundesbank: Finanzsystem hat Zinswende bisher gut verkraftet

Das makrofinanzielle Umfeld ist von der Zinswende und einer erhöhten Unsicherheit geprägt. Bisher hat das deutsche Finanzsystem den Zinsanstieg des vergangenen Jahres gut verkraftet, allerdings sind die Effekte noch nicht vollumfänglich eingetreten. Der Strukturwandel in der Wirtschaft dürfte zudem die Kreditrisiken weiter erhöhen. Das sind Ergebnisse aus dem Finanzstabilitätsbericht 2023, den die Deutsche Bundesbank jetzt vorgestellt hat.

„Die aktuell gute Gewinnlage ermöglicht es den Instituten, ihr Kapital und damit ihre Resilienz gegenüber negativen Entwicklungen weiter zu stärken“, sagte Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank. Auch in negativen Szenarien sollten die Institute ausreichend kapitalisiert und liquide sein, um Schocks aus eigener Kraft abfedern zu können. Resilienz erfordere zudem Investitionen in die IT-Infrastruktur, um auch gegen Cyberrisiken gewappnet zu sein.

Von den gestiegenen Zinsen profitieren viele Institute und verzeichnen aktuell höhere Gewinne, so die Bundesbank in ihrer Pressenotiz zum Finanzstabilitätsbericht 2023. Die Kernkapitalquote der Banken ist zuletzt weiter gestiegen und beträgt derzeit rund 18 Prozent. Mittelfristig könnten die Zinsmargen allerdings unter Druck geraten. Denn bislang sind höhere Zinsen nur unvollständig an die Einleger weitergegeben worden. Die Kreditnachfrage ist schwach und begrenzt die Möglichkeiten der Banken, ihre Zinserträge zu steigern. Als Reaktion auf gestiegene Kreditrisiken strafften die Banken ihre Vergabestandards. Darüber hinaus haben die Banken in erheblichem Maße stille Reserven abgebaut, um Marktpreisverluste ihrer Aktiva abzufedern. Gleichzeitig sind die stillen Lasten gestiegen – bei Banken und Versicherern.

Der Anpassungsdruck durch den Strukturwandel, der sich durch die unsichere geopolitische Lage und die Klimakrise noch verstärkt hat, fordert das Finanzsystem zusätzlich. Ein wesentlicher Treiber des Strukturwandels ist die Dekarbonisierung der Wirtschaft. In einer aktualisierten Szenario-Analyse untersucht der Bericht die Auswirkungen eines Anstiegs der CO2-Preise auf Bewertungen von Forderungen gegenüber CO2-intensiven Industrien. Die entstehenden Bewertungsverluste für den Finanzsektor dürften demnach begrenzt sein und die Solvenz der Institute nicht in Frage stellen.
Der Bericht unterstreicht zudem die Bedeutung eines ausreichend resilienten Finanzsektors, um mit Risiken aus Strukturwandel und erhöhter geopolitischer Unsicherheit umzugehen. Das im Januar 2022 beschlossene makroprudenzielle Maßnahmenpaket ist demnach weiterhin angemessen. Dieses Paket schafft einen Kapitalpuffer in Höhe von knapp 24 Milliarden Euro.

Weitere Details des Finanzstabilitätsberichts 2023 sind im Bericht selbst nachzulesen, den die Bundesbank hier zum Download bereitgestellt hat: https://www.bundesbank.de/de/publikationen/berichte/finanzstabilitaetsberichte/finanzstabilitaetsbericht-2023-918766.

(Quelle: Deutsche Bundesbank: https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/bundesbank-finanzsystem-hat-zinswende-bisher-gut-verkraftet-918764)