23.09.2021

EZB: Grüne Transformation frühzeitig angehen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Ergebnisse ihres gesamtwirtschaftlichen Klimastresstests veröffentlicht. Im Rahmen dieses Stresstests wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf mehr als vier Millionen Unternehmen weltweit und 1.600 Banken im Euro-Währungsgebiet untersucht. Dabei wurden drei verschiedene klimapolitische Szenarien angewendet. 

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass Unternehmen und Banken eindeutig davon profitieren, wenn frühzeitig Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft voranzutreiben. Sie zeigen zudem, dass vor allem bestimmte Regionen und Sektoren im Euroraum von den Auswirkungen der Klimarisiken bedroht sind. Insbesondere Unternehmen in Regionen, die physischen Risiken am stärksten ausgesetzt sind, könnten mit sehr schweren und häufig auftretenden Naturkatastrophen konfrontiert sein, was wiederum ihre Kreditwürdigkeit belasten würde.

Unter klimabezogenen Risiken sind sowohl physische Risiken als auch transitorische Risiken zu verstehen. Es wird erwartet, dass Häufigkeit und Ausmaß von Naturkatastrophen zunehmen. Physische Risiken umfassen die entsprechenden wirtschaftlichen Auswirkungen. In Europa sind die physischen Risiken ungleich verteilt. Mittel- und Nordeuropa sind anfälliger für Überschwemmungen, während Südeuropa in stärkerem Maße Hitzewellen und Waldbränden ausgesetzt ist. Transitorische Risiken bezeichnen die Kosten, die mit der Einführung von Maßnahmen zur Verringerung der CO2- Emissionen verbunden sind, und zwar vor allem für Branchen mit hohem CO2-Ausstoß. So würden zum Beispiel CO2-intensiven Branchen wie dem Bergbau und dem Stromsektor beträchtliche Kosten entstehen, um die Emissionen zu senken. Dadurch würde sich wiederum ihre Ausfallwahrscheinlichkeit kurz- oder mittelfristig erhöhen. 

Allerdings stellt der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft auch eine einmalige Chance dar. Aus dem Stresstest geht hervor, dass die Vorteile eines frühzeitigen Handelns die anfänglichen Kosten auf mittlere bis längere Sicht mehr als ausgleichen. Dies ist unter anderem auf die Energieeffizienzsteigerungen der Unternehmen und auf insgesamt günstigere Energiepreise zurückzuführen. 

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos erklärte, die physischen Risiken würden mit der Zeit zunehmen, sofern keine Maßnahmen zum Übergang in eine grünere Wirtschaft erfolgten. Die Risiken würden nichtlinear steigen. Da der Klimawandel unumkehrbar sei, werde sich dieser Anstieg auch im Zeitverlauf fortsetzen. Der Übergang müsse frühzeitig und schrittweise erfolgen, um die Kosten sowohl des grünen Wandels als auch die Auswirkungen künftiger Naturkatastrophen begrenzen zu können. 

Die detaillierten Ergebnisse des Stresstests der EZB sind hier zu finden.