26.11.2020

EZB: Coronahilfen verlängern und Übergang zur grünen Wirtschaft vorantreiben

Mit dem Fortschreiten der Pandemie nehmen die Anfälligkeiten im Unternehmenssektor zu. Sollten sie zum Tragen kommen, könnte dies die Widerstandsfähigkeit der Banken im Euro-Währungsgebiet in Zukunft auf die Probe stellen, so die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht (FSB). Die derzeitige umfangreiche Unterstützung seitens der Politik helfe den Unternehmen und privaten Haushalten im Euroraum, die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Risiken könnten jedoch dann auftreten, wenn die Stützungsmaßnahmen entweder zu früh oder zu spät beendet würden, hieß es seitens der EZB. Eine vorzeitige Rücknahme der fiskalischen Hilfen, beispielsweise der staatlichen Kreditgarantien und gesetzlichen Schuldenmoratorien, könnte die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigen und die zu Beginn der Pandemie verzeichneten Liquiditätsengpässe der Unternehmen zu einer Gefahr für deren Solvenz werden lassen. Der starke Anstieg der Verschuldung von Unternehmen und Staaten dürfte auf mittlere Sicht ein erhöhtes Risiko für die Finanzstabilität mit sich bringen. Insbesondere könnte eine Welle von Firmenpleiten und Kreditausfällen infolge der Pandemie zur Belastung für die Branche werden. Die Ertragslage der Banken dürfte nach den Worten von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schwach bleiben.

Die Banken verfügten gleichwohl über ausreichende Kapitalpuffer, die es auch in Zukunft ermöglichen sollten, Verluste abzufedern und die Kreditvergabe über einen längeren Zeitraum zu stützen. Zur Förderung der Nutzung von Kapitalpuffern und der Vermeidung von Bilanzkürzungen müssten die Behörden die Wirksamkeit der Maßnahmen überwachen, hieß es weiter. Unabhängig von der Pandemie, gilt es für die Banken wie auch das gesamte Finanzsystem, die durch den Klimawandel bedingten Finanzstabilitätsrisiken anzugehen und den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft voranzutreiben. Der Anstieg der Risikonahme durch Nichtbanken wie etwa Investmentfonds erhöht deren Anfälligkeit gegenüber Kapitalabflüssen und Verlusten, falls die Kreditrisiken der Unternehmen erheblich zunehmen. Diese Risiken werden durch weiterhin vorhandene Lücken im makroprudenziellen Regelwerk für den Nicht-Bankensektor verschärft.

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Dr. Stefan Hirschmann
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