16.07.2020

COVID-19-Stresstest zeigt:

Deutscher Bankensektor weitgehend stabil

Der deutsche Bankensektor ist von den Corona-bedingten Effekten auf die Wirtschaft zwangsläufig betroffen. Mit größeren Kreditausfällen ist ebenso zu rechnen wie mit zum Teil massiven negativen Auswirkungen auf Unternehmen und Haushalte. Wie stark und wie lange diese auf die Bankbilanzen wirken werden, lässt sich bislang allerdings kaum bemessen.

Gemäß einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) könnten einige Finanzinstitute in ihrer Existenz bedroht sein, wenn sich die Wirtschaft in Deutschland nur langsam von den Folgen der Corona-Krise erholen sollte. Die Pandemie führt zwar nicht automatisch zu einem solchen Szenario, aber für einzelne Häuser könnte die Situation durchaus dramatisch sein, eine Bankenkrise somit nicht ausgeschlossen werden.

Diese Einschätzung spiegelt sich jedoch nicht zwingend in einer Erhebung der BaFin und Bundesbank wider, die jetzt im BaFin-Journal 07/2020 veröffentlicht wurde. Die Bankenaufseher haben einen speziellen COVID-19-Stresstest für die weniger bedeutenden Institute (Less Significant Institutions – LSIs) unter nationaler Aufsicht durchgerechnet. Der zeigt: Auch bei einem schweren Einbruch des Bruttoinlandsprodukts sind die LSIs – an der Zahl rund 1.400 kleine und mittelgroße Banken – im Durchschnitt ausreichend kapitalisiert.

Auch aufgrund der Stützungsmaßnahmen des Bundes rechnen viele Kreditinstitute erst in der zweiten Jahreshälfte 2020 sowie im Jahr 2021 mit einem Eintritt von Kreditausfällen. Es ist aber davon auszugehen, dass Corona die Ertragslage der Institute zusätzlich zu der andauernden Niedrigzinsphase weiter belasten wird – nur eben zeitverzögert. Für Entwarnung ist es nach Ansicht der BaFin derzeit noch zu früh.

Für weitere Informationen:
Dr. Stefan Hirschmann
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