04.11.2021

Abwicklung DLT-basierter Wertpapiere in Zentralbankgeld

Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) hat das Potenzial, die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen zu beschleunigen, zusätzliche Umsatzquellen zu erschließen, die Betriebskosten zu senken und die Effizienz und Effektivität von Organisationsstrukturen zu steigern. Dies gilt auch für Zentralbankgeld. „Wenn die Marktteilnehmer die Vorteile neuer Technologien wie DLT für die Abwicklung tokenisierter Wertpapiere nutzen möchten, sollten die Zentralbanken dies unterstützen, indem sie eine geldseitige Abwicklung in sicherem Zentralbankgeld ermöglichen“, sagt Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die Banca d’Italia und die Deutsche Bundesbank arbeiten deshalb an potenziellen Lösungen zur Abwicklung von Wertpapieren in Zentralbankgeld auf der Blockchain unter Verwendung der DLT-inhärenten programmierbaren Merkmale.

Dabei geht es vor allem um die Möglichkeit, die bestehende Abwicklung von Wertpapieren in Zentralbankgeld um einen programmierbaren Trigger Mechanismus zu ergänzen. Dieser stellt eine Verbindung zwischen dem DLT-basierten Vermögenswert (z. B. einem tokenisierten elektronischen Wertpapier) und dem konventionellen Zahlungsverkehrssystem her, über das die geldseitige Abwicklung erfolgt. Dabei wird die Zug-um-Zug-Abwicklung beibehalten und so das Ausfallrisiko für Käufer und Verkäufer minimiert.

Die Trigger-Lösung könnte als technische Brücke zwischen der DTL-basierten Abwicklung tokenisierter Wertpapiere und den bestehenden Zahlungssystemen wie dem Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem des Eurosystems, TARGET2, oder dem vom Eurosystem bereitgestellten TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) dienen. Den praktischen Einsatz dieser Lösung testete die Deutsche Bundesbank bereits erfolgreich gemeinsam mit der Deutschen Börse und der Finanzagentur des Bundes. Im Testfall wurde die Wertpapierabwicklung mittels DLT simuliert und die dazugehörige Zahlung in TARGET2 automatisch ausgelöst („getriggert“). Die Banca d’Italia hat vor Kurzem ebenfalls eine Simulation gestartet, um eine Trigger-Lösung für die geldseitige Abwicklung in TIPS zu testen. Trigger-Lösungen kämen dem Wholesale-Markt zugute. Sie könnten eine Ergänzung zum digitalen Euro darstellen, der gegenwärtig vom Eurosystem erwogen wird und eher im Massenzahlungsverkehr Anwendung fände.

„Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis diese Technologien im Bereich der Marktinfrastrukturen genutzt werden, da zunächst umfassende Untersuchungen und Kosten-Risiko-Bewertungen durchgeführt werden müssen“, bremst Ignazio Visco, Gouverneur der Banca d’Italia, ein wenig die technische Euphorie. Deshalb erscheine es sinnvoll, zunächst mit marktgerechten Lösungen zu experimentieren, die das Potenzial der bestehenden Infrastrukturen durch eine Integration der DLT steigern.