29.10.2021

Finanzbranche rechnet nicht mit sinkender Inflation

Die Inflationsrate liegt in Deutschland derzeit bei ca. 4 Prozent, in der Eurozone bei ca. 3 Prozent. Es stellt sich die Frage, ob die seit Jahren sehr expansive Geldpolitik der EZB nun tatsächlich zu dauerhaft steigenden Preisen führen wird oder ob es sich aufgrund von Sonderfaktoren (z.B. temporäre Absenkung der MwSt.) um eine vorübergehende Erscheinung handelt. Manche Marktbeobachter rechnen mit einer Normalisierung der Inflationsrate im Laufe des ersten Halbjahres 2022 auf ca. 2 Prozent. Andere rechnen nicht mit einer kurzfristigen Normalisierung, sondern verweisen auf die stark steigenden Energiepreise, steigende Preise bei Nahrungsmitteln und steigende Erzeugerpreise aufgrund von Lieferengpässen. Zuweilen macht sogar die Vermutung einer drohenden Stagflation die Runde. Die EZB kündigte an, die Nettoankäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms (PEPP; Gesamtumfang 1.850 Mrd. Euro) mindestens bis Ende März 2022 fortzusetzen. 

Bei einer vom Center for Financial Studies (CFS) durchgeführten Umfrage unter Fach- und Führungskräften von Finanzinstituten und Dienstleister am Finanzplatz Deutschland zum Thema Inflation ergab sich ein überraschend eindeutiges Bild. 72 Prozent der Befragten rechnen nicht mit einer Normalisierung der Inflationsrate auf ca. 2 Prozent bis Mitte des kommenden Jahres. Entsprechend sind 87,7 Prozent der Panel-Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auffassung, dass die EZB aus ihrer expansiven Geldpolitik aussteigen sollte. 88,7 Prozent der Befragten halten es sogar für geboten, dass die EZB zeitnah eine moderate Erhöhung der Leitzinsen vornimmt. „Die Forderung nach einem Ende der expansiven Geldpolitik wird von einer überwältigenden Mehrheit der Marktteilnehmer gefordert. Dies sollte die EZB zur Kenntnis nehmen“, findet Prof. Volker Brühl vom Center for Financial Studies. „Denn die Märkte haben ein feines Gespür dafür, wann eine Überhitzung der Märkte droht“, so Brühl weiter.

Die Gefahr einer Stagflation wird immerhin von 58,7 Prozent der Befragten gesehen, während 40,6 Prozent dieses Risiko nicht sehen. Eindeutig ist auch die Forderung nach einer Abschaffung der negativen Zinsen (derzeit -0,5 Prozent) auf Einlagen der Banken bei der EZB. Diese sollten nach Auffassung von 81,5 Prozent der Befragten abgeschafft werden, 15,4 Prozent sind für eine Beibehaltung. „Nach Ansicht der überwältigenden Mehrheit der Marktteilnehmer ist es an der Zeit, das Ende der negativen Zinsen einzuläuten“, erläutert FMF-Geschäftsführer Hubertus Väth.

Für mehr Informationen geht es hier zur Präsentation der CFS Umfrage.